· 

Hast du nicht Angst? Du Gehst aber nicht alleine oder??



Das sind 2 der Fragen die man mir als erstes und am häufigsten stellt.

Ich wurde auch schon oft gefragt mit welcher Reise Agentur ich unterwegs bin, ob es überhaupt ausreichend Hotels gibt und ob es nicht schwer ist das Essen für so eine lange Reise zu tragen.

Wenn man Leuten sagt das man für ein halbes Jahr nach Amerika zum wandern geht und dann noch dazu erwähnt das es sich um einen 4200km langen Wanderweg von San Diego nach Vancouver in Kanada handelt, können die meisten Menschen nicht wirklich was damit anfangen. Selbst wenn man die ersten Standartfragen mit ihnen abgehandelt hat sind sich die meisten wahrscheinlich immer noch nicht wirklich im klaren was ich da geplant habe (bei einigen ist es wahrscheinlich auch besser wenn sie nicht das komplette ausmaß meiner Reise mitbekommen) Trotzdem will ich mal versuchen euch zu erklären was ich machen werde und die ein oder andere Frage beantworten. 


1) Wenn ich von Wanderweg durch die USA  oder dem PCT rede meine ich wirklich einen Trampelpfad der von den Leuten die ihn schon gewandert haben platt getreten wurde! Ja ich weis schwer vorzustellen aber es ist wirklich nur das und nicht mehr. Meistens ist er so breit das man seine Füße nebeneinander stellen kann und das war es dann auch. Es ist nicht zu vergleichen mit einem Wanderweg in Deutschland an dem an jeder Ecke ne Bank steht und es alle 500m ein Schild gibt. An manchen Stellen kann es durchaus gefährlich werden weil der Weg vereist ist, man am Rande eines Bergers entlang oder sogar über seinen Gipfel muss. Es gibt den ein oder anderen verschneiten Bergpass zu überqueren und man muss auch ab und an durch Eis Kalte Bäche laufen bei denen einem das Wasser bis zur Hüfte steht.


2) Ist das nicht so ähnlich wie der Jacobs Weg nur in den USA? 

NEIN! In Deutschlang ist den meisten tatsächlich der Jacobs Weg ein Begriff und auch wenn es einige Parallelen gibt sind das zwei sehr unterschiedliche Dinge.  Ja man hat bei beiden Wegen alles was man benötig in seinem Rucksack, man ist zu Fuß unterwegs, beides ist anstrengen, man lernt tolle Leute kennen und man hat sein Leben lang tolle Erinnerungen. Aber im Gegensatz zum Jacobs Weg hat man auf dem PCT Abschnitte in denen man fernab von der Zivilisation ist und zwar für mehrere Tage, es gibt nicht allen Furz lang eine Herberge (du wirst definitiv in der Natur schlafen müssen!!!) und obwohl jedes Jahr mehr Leute den PCT wandern ist es im vergleich zum Jacobs Weg sehr ruhig und man ist auf sich allein gestellt.


3) Du machst das aber nicht alleine oder?

Doch das mache ich ! Ja ich setzte mich ganz alleine ins Flugzeug und ich werde auch ganz allein los laufen. Das bedeutet aber nicht das ich die ganze Zeit einsam und alleine mir meinem Weg durch die USA bahnen muss. Persönlich würde ich jedem dazu raten allein auf so eine Reise zu geh denn man wird überrascht sein wie schnell und einfach man neue Freundschaften schließt.  Selbst wenn man seine „Trail Family“ gefunden hat sollte man sich bewusst sein das man gewisse Strecken alleine Zurück legen wird (getreu dem Motto: Hike your own Hike)


4) Hast du keine Angst?

Mhh das ist schon schwieriger zu beantworten. Wenn damit gemeint ist ob ich Angst habe alleine so eine Reise zu machen, meinen Job aufzugeben und für ein halbes Jahr alles zurück zu lassen? Lautet die Antwort Nein! Das bedeutet aber nicht dass ich mich blauäugig ins Abenteuer stürze. Ich habe durchaus Bedenken, Ängste und Sorgen die viele unterschiedliche Themen betreffen. Seien es diese ganz „normalen“ Standard  Sachen wie : Ich werde erfrieren, verhungern oder verdursten. Ob das Wetter einigermaßen mitspielt, was ich mache wenn auf einmal  ein Bär vor mir steht oder was passiert wenn ich mich verletze. 

Oder neu dazugekommen Sorgen: ob ich gleich wieder so unglaublich nette Leute treffe, mit denen ich gemeinsam mir meinen Weg nach Kanada bahnen kann, wie das letzte mal. Generell ob es so unglaublich toll wie das letzte mal wird (ich habe diesmal ja ganz andere Anforderungen an den Trail als das erste mal). 


5) Welche Reiseagentur bietet so was an?

Bitte was? Keine! Wenn du sowas machen willst musst du dich Tage lang an den PC setzten dich informieren und alles selber austüfteln !!! Und noch was es gibt auch keinen Guide, Reiseleiter oder irgend eine andere Art von Person die händchenhaltend beistand leistet. Ihr müsst selber heraus finden wie weit ihr pro Tag kommt, wie lange ihr für den PCT braucht, wo und wie ihr euch Verpflegung und andere nützliche Dinge zukommen lasst. Es gibt inzwischen viele nützliche Seiten und Informationen aber niemanden der für euch das Planen übernimmt.


6) Wie du musst dein Essen schleppen?

Wer nicht vor hat sich von Sand und Pinienzapfen zu ernähren oder weiß wie man Photosynthese betreibt sollte ausreichend Essen und Wasser in seinem Rucksack haben.

Natürlich muss man nicht alles für ein halbes Jahr mitnehmen (bei den Mengen die ein ausgehungerter Wanderer mampft ist das auch nicht möglich) Man schickt sich Päckchen mit allem was man braucht oder versucht wenn man in eine Stadt kommt im Supermarkt seine Vorräte aufzustocken. Auch seinen Wasservorrat sollte man nicht aus dem Auge verlieren. In der Sierra hat man damit eher weniger Probleme aber es gibt abschnitte bei denen einem das Wasser schon sehr knapp werden kann.


7) Dinge über die man sich im Klaren sein sollte…

Man bekommt schlimme Blasen, einem wird immer mal wieder einfach alles schrecklich weh tun, man wird Heimweh bekommen (egal wie schön die Zeit auf dem Trail ist), man wird sich des Öfteren fragen wieso man das überhaupt macht und man wird wahrscheinlich auch mal an den Punkt kommen wo man über das Aufgeben nachdenkt.

Man wird schmutzig und zwar so richtig, man schwitzt, fängt an zu stinken (so richtig schlimm), man wird sich nicht wirklich oft duschen (man wäscht sich auch nicht Täglich die Haare) und das beste daran …es stört einen irgendwann auch nicht mehr.

Seine Geschäfte muss man auch in der Natur machen.

Ja es gibt Hotels und ja ab und an gönnt man sich auch ein echtes Bett aber ca. 90% der Zeit schläfst du auf deiner Matratze in deinem Zelt.

Du hast nicht immer die Möglichkeit dein Handy zu laden und manchmal hat man Tage lang kein Netz.   

Man ist dem Wetter ausgesetzt. Es ist egal ob Schneesturm oder Gewitter du hast nur dein Zelt was dich „beschützt“.

Man sollte sich im klaren darüber sein das man sehr viel zeit hat um über alles möglich nachzudenken und alles in deinem Leben zu hinterfragen.


Und zum Schluss noch eins: 

Ja viele geben Ihren Job auf um das zu machen und opfern ihr angespartes Geld für diese Reise … 

Und das ist es auch Wert! Wir leben schließlich nur einmal (zumindest ist mir bis jetzt nichts anderes bekannt)



Kommentar schreiben

Kommentare: 0