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Durchquerungsfertigfahrer

Von Lompoc aus ging es erstmal Berg auf. Der Hwy 1 war gut ausgebaut und wenig befahren. Der höchste Punkt lag bei 400m und dann ging es auch wieder zurück zum Pacific. Die letzten Kilometer des Tages ging es dann neben Bahnstrecke und Ozean entlang bis nach El Capitan. Im Prinzip besteht El Capitan aus 2 großen Campingplätzen dem Hwy 1 und der Bahnstrecke. Wir genossen erneut einen wunderschönen Sonnenuntergang am Meer und waren erstaunt das es immer noch angenehm mild war. Die Nacht war nicht wirklich erholsam! Immer wieder rüttelte der Wind an unserem Zelt und ohne Ohrenstopfen wäre der Straßen Lärm nicht zu ertragen gewesen.


Geweckt wurden wir durch ein lauten Knall. Einem Lkw war anscheinend ein Reifen geplatzt. Gefrühstückt wurde im Imbiss des anderen Campingplatzes und dann machten wir uns auch schon wieder auf. Kurz vor Santa Barbara mussten wir den Hwy 1 wieder verlassen und uns einen Weg durch die Stadt suchen. Durch das Universitätsviertel führten unzählige Radwege (extra Mini Verkehrsschilder und sogar Kreisel gab es dort). Den restlichen Tag fuhren wir tatsächlich auf Radwegen weiter... Oft ging der aber direkt neben der 101 entlang. Nach 60km erreichten wir Carpinteria. Die Strecke war eigentlich nicht sonderlich anspruchsvoll aber durch die Hitze und den Straßenlärm waren wir trotzdem ziemlich KO.


Bis nach Ventura ging ein Radweg direkt am Meer entlang. Wahrscheinlich lief es einfach zu gut.
SPOILER: unseren letzten platten Reifen hatten wir am Strand von Ventura.
Ein andere Radfahrer, der im Schatten einer Palme Pause machte, fragte noch ob wir Hilfe brauchen (der Papa ist aber inzwischen ein Profi auf dem Gebiet) Nach kurzer Zwangs Pause am Strand verließen wir erneut den Pacific Coast Trail und machten uns Richtung Thousand Oaks auf. Wir mussten komplett durch Ventura und Oxnard bis nach Camarillo. Dort viel uns auf, das der von Google angezeigte Radweg mit unseren Rädern nicht zu bewältigen war. Die einzige andere Straße war der Hwy 101. Für uns war der Zutritt aber verboten (inzwischen hat der Hwy 8 Spuren und ist stark befahren). Es herrscht erstmal Ratlosigkeit. Eine meiner Lieblings App's stellte sich erneut als sehr hilfreich heraus (FatchMyWay). Ein Zug fuhr zwar nicht in unsere Richtung aber dafür ein Bus. Mir war davor schon aufgefallen das hier meisten einen Rad Träger am Bus hängt und so hatte ich die Hoffnung das wie diesmal vlt auch Bus fahren dürfen.
Am Bus Bahnhof angekommen war nicht ganz klar wie hier was abläuft. Ein netter Mann (Papas Worte waren ältere Herr... Vermutlich genauso alt wie Helmut 😉) erklärt mir das man das Ticket beim Fahrer kaufen muss und das es überhaupt kein Problem ist, sein Rad mitzunehmen. Unser Bus kam erst in einer knappen Stunde, also unterhielten wir uns noch etwas mit dem Mann ( ich hab auch noch Süßigkeiten von ihm bekommen). Tatsächlich war es super unkompliziert. Die Räder kamen unten in den Bus und zack ging es los. 3$ für uns beide und die Räder und sehr nette hilfsbereite Busfahrerinnen gibt es hier. Eine halbe Stunde und einige Höhenmeter später erreichten wir Thousand Oaks. Zum Abendessen ging es zum Italiener. Hier konnte man immer nur 3 oder 5 Portionen bestellen (das ist angeblich Familien freundlich...Ich frag mich welche 5 köpfige Familie sich auf ein Gericht einige kann) Wir entscheiden uns dann für Cannelloni. Die angeblichen 3 Portionen waren für uns beide keine wirkliche Herausforderung. Für Nachtisch (gibt es auch nur in den  Größen 3 oder 5 Portionen) hätten wir zwar noch Platz gehabt, es war uns aber doch etwas zu teuer!


Den letzten Ruhetag verbrachten wir mit Wäsche waschen und Essen. Es gab Tai und sehr viel Eis mit Karamell Soße, Schokolade, Kekse und vielen anderen Sachen.
Natürlich wie jeden Abend wurde noch einiges an Chips, M&M und "Trail Mix gefuttert.


Der letzte Tag... Sollte kein leichter sein!
Aufgewacht bin ich mit Ohrenschmerzen. Außerdem war ich doch irgendwie aufgeregt. Aufs Rad gesetzt und mein Knie und die linke Hüfte (das war neu) fingen an ordentlich weh zu tun. Nach den ersten 8km aus Thousand Oaks heraus, ließ der Schmerz aber Gott sei Dank wieder nach. Zum Abschluss wollten sie es nochmal richtig wissen. Auf ca 20km ging es knapp 700m Berg auf, die Steigung waren oft so steil das es kaum zu fahren war. Die Oberschenkel brennen, das Vorderrad geht einem hoch und die Lungen explodieren... Ach wie ich es liebe! Berge zu bezwingen macht mich einfach glücklich und ich finde die Aussicht auch besser ( das Meer kann da einfach nicht mithalten) zur Belohnung gab es eine schöne Abfahrt, bezaubernde Aussicht und mal wieder einiges an Lob von den Rennrad Fahrern. Die Abfahrt wurde aber durch die angekündigten Sturmböen etwas erschwert. Nach der Abfahrt führen wir die nächsten 60km auf dem Hwy 1. Die Sonne brannte, der Schweiß tropft und ein Auto am anderen rauschte an uns vorbei. Ich versuche verzweifelt zu verstehen was alle an Malibu so toll finden. Ein Haus ans andere gequetscht, alles voll mit Menschen und der Hwy 1 direkt im Wohnzimmer... Das kann nicht schön sein!
Malibu geht praktisch nahtlos in Santa Monica über. Ein Rennrad Fahrer, der uns unterwegs überholt hatte, wartete am "Ortseingang"  auf uns und wollte uns auf dem sichersten Weg durch die Stadt führen. Gesagt getan. Ziemlich zügig ging es durch Santa Monica, vorbei am Pier mit dem Riesenrad und den Menschenmassen. Nach Venice Beach, dort entscheiden wir auf dem Radweg zu bleiben und nicht an all den Buden vorbei zufahren ( hab mir das ja alles im Frühjahr angesehen). Am Touristen gewusel vorbei, gab es dann noch eine kleine  Tour durch die Kanäle von Venice Beach. Durch eine kleine Nebenstraße ging es auf süßen Brücken über die Kanäle. Nun macht der Name auch Sinn... Venedig mitten in Kalifornien. Unser "Reiseführer" leitete uns noch am Hafen vorbei (übrigens der größte Yacht Hafen der USA) und verabschiedete sich dann von uns. Wir mussten "nur" noch um den Flughafen rum bis zu unserem Hotel. Der Flughafen war doch etwas größer als gedacht und der Verkehr in LA ist scheußlich.  Die Straße verlangt volle Konzentration! Endlich am Hotel angekommen wollte ich nur schnellstmöglich aufs Zimmer (der Tag war anstrengend und zusätzlich zu Ohrenschmerzen hatte ich nun auch noch Kopfschmerzen). Helmut hingegen war anscheinend bewusst das wir nun am Ziel der Tour sind. Bilder wollte er und Umarmungen... Ich hab mich eher gefragt warum ich mich vor so einem hässlichen Beton Kasten fotografieren lassen soll. (Nein es gibt keine Bilder von uns vor unserem Hotel!) Verstanden das wir am Ziel der Tour angekommen sind habe ich nämlich nicht!

Nach einer ibuprofen und etwas Cola (das scheiß Hotel hat kein Dr. Pepper!)  ging es dann zum China Buffet um zu "feiern"


Ja wir haben es geschafft! Wir sind tatsächlich mit dem Rad von Kanada bis nach Los Angeles gefahren.  Ich habe somit meine Reise auf dem PCT beendet. Lief es so wie geplant? Nein natürlich nicht aber das wäre für mich auch sehr unnatürlich 😉


Für die Menschen die Zahlen mögen :
Wir saßen 158 Stunden und 17 Minuten auf dem Rad
Dabei mussten wir 23245 positive Höhenmeter überwinden
Um von Sumas nach Los Angeles zu kommen mussten wir 2971,81 km bewältigen...


...Und weil das so eine blöde Zahl, ist haben wir entschieden, das wir noch einmal aufs Rad müssen (um die 3000km voll zu machen). Wir haben noch knapp 2 Wochen  bis wir nach Hause fliegen. Inzwischen haben wir  ein Auto gemietet und werden jetzt die Sierra erkunden. Außerdem dachten wir, das es viel besser aussieht, wenn wir hier irgendwo unser "Schluss Foto"  machen.


In diesem Sinne... Wir gehen euch jetzt noch ein paar schöne Fotos machen!
Bis demnächst!


Eure Durchquerungsfertigfahrer 

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Kommentare: 2
  • #1

    Mama (Donnerstag, 24 Oktober 2019 19:52)

    Ein großes Lob von mir�!!! Einen dicken Kuss natürlich auch �. Ich wünsche euch noch zwei schöne und erholsame Wochen und freue mich auf den 5.11.

  • #2

    Lars und Brunhilde (Samstag, 26 Oktober 2019 12:12)

    Einfach nur SUPER!!!!!!!!!
    Wir warten nun darauf, dass wir zum Bilderangucken eingeladen werden.
    Wir wünschen Euch noch wunderschöne - erholsame - Tage und eine gute Heimfahrt.
    liebe Grüße von Lars und Brunhilde